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Freitag, 18. April 2014

I'm just talkin' 'bout my g-g-generation





Neuerdings trifft man sich im Club 99 einer kleinen Disco für ein junges Publikum, ohne große Ansprüche.
„Willst du tanzen?“. Jana ist hingerissen. Der Typ sieht umwerfend aus: Dunkelhaarig und riesig groß, bestimmt fast zwei Meter. Bei A Whiter Shade Of Pale von Procol Harum erzählt er ihr, er heiße Thommy und mache im Moment noch eine Lehre.
So muss es sich anfühlen, wenn man verliebt ist ! Wenn man um sich herum nichts mehr wahrnimmt und das Herz vor Aufregung klopft.
Von nun an treffen sie sich täglich und erleben eine aufregende Zeit miteinander. Alle bestätigen ihnen, sie würden das perfekte Paar darstellen.
1969 ist die Zeit der Studentenrevolten und auf einem Gelände bei Woodstock treffen sich hunderttausende von Jugendlichen zu einem gigantischen Rockkonzert. Die Jugend befreit sich von den konservativen Vorstellungen der Elterngeneration, mit anderen politischen Ansichten, ihrer eigenen Musik und Drogen, die ihnen ein neues, freieres Lebensgefühl vermitteln sollen.
Auch die Freunde um Jana und Thommy werden teilweise von diesem Zeitgeist erfasst.
„Werd' bloß nicht so eine kiffende, vergammelte Schlampe wie Nora, die ständig mit einem anderen Typen rumzieht!“ warnt Thommy, aber Jana ist viel zu sehr darauf bedacht, immer hübsch auszusehen, dass sie darin keine Gefahr sieht, diesem Einfluss zu unterliegen.

Mittlerweile dauert ihre Beziehung schon fast zwei Jahre und es hat den Anschein, als könne sie nichts mehr trennen. Sie treffen sich immer noch im Club 99, der ein wenig zum Szenelokal verkommen ist. „Komm mal mit raus!“ bittet Thommy an einem schönen Sommerabend Jana knapp. „Ich bin jetzt mit Nora zusammen. Sie ist so anders, so locker drauf und sie hat eine eigene Bude. Das ist besser, als Sex im Käfer.“
Jana fühlt sich wie vom Blitz getroffen und die Welt scheint um sie zu versinken. Verlassen steht sie da, nach Hause möchte sie nicht, um sich den Fragen der Eltern auszusetzen, also setzt sie sich an die Bar und versenkt den Blick in ihr Weizenbierglas.
„Dir geht’s ziemlich beschissen. Willst du mit uns raus, wir gehen in den Rohbau zum Rauchen, das wird dich ablenken.“ Schön, dass sich jemand um sie kümmert, aber anscheinend weiß der dicke Franz schon Bescheid, nur sie war bisher ahnungslos.
Hinterm Club 99 wird gebaut, dorthin verziehen sie sich mit zwei weiteren Kumpels. Franz stopft eine Pfeife mit Tabak und schwarzen Krümeln, die in silbernes Stanniolpapier gewickelt sind. „Du musst nicht mitrauchen, wenn du nicht willst, aber verraten darfst du uns nicht, versprochen?“
„Wenn Thommys Schlampe kifft, muss ich das jetzt auch ausprobieren!“ denkt sich Jana, nimmt einen Zug aus der Pfeife und inhaliert ganz tief, so wie Franz es ihr gezeigt hat. Nachdem die Pfeife ihre Runde gemacht hat, gehen sie zusammen zurück zur Disco und in Janas Kopf kreisen immer noch schwere Gedanken.
Drinnen schlägt ihr der hämmernde Sound von Led Zeppelin mit Whole lotta Love entgegen. Die Musik erfasst sofort ihren ganzen Körper und dringt in jede Zelle. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl ergreift Besitz von ihr und schüttelt sie im Takt der stampfenden Musik.

Dieses Erlebnis lässt sie nicht mehr los, sie ist regelrecht infiziert. Indische Hippie-Klamotten trägt sie jetzt, liest Hesse und Sartre und besucht mit ihren neuen Freunden Rockkonzerte von Pink Floyd und Uriah Heep. In düsteren Szene-Clubs trifft sie sich mit Leuten, die sich progressiv geben und denken, durch Reden die Welt verbessern zu können. Jana langweilt sich oft bei diesen orientierungslosen Gesprächen, doch sobald ein Joint herumgereicht wird, ist ihr die Umgebung gleichgültig. Dieses freie Leben ohne Konventionen ist unglaublich faszinierend. Allerdings sind die Tage immer öfter nur mit einem frei verkäuflichen Aufputschmittel zu ertragen. Wie ein Gefängnis erscheint ihr das kleine Büro in dem man den ganzen Tag nur gegen die Wand starrt.
Von Selbstzweifeln geplagt, fragt sie sich an ihrem 21. Geburtstag: „Ist es das, was ich vom Leben erwartet habe? Habe ich davon geträumt, abgewetzte Hippie-Klamotten zu tragen? Schön und gepflegt wollte ich doch aussehen!“
Angeregt durch diese Gedanken, beschließt sie, endlich ihrem Traum zu folgen und Modedesign zu studieren, wo sie ihre Begeisterung für Mode ausleben kann.

In einer angesagten Disco, setzt sie sich eines abends an die Bar. Neben ihr sitzt ein junger Mann und sagt: „Hallo, ich hab' dich hier noch nie gesehen!“
Es soll eine schicksalhafte Begegnung werden, welche die zwei Menschen zusammenführt, die füreinander bestimmt sind und ihr Leben miteinander teilen wollen.

Mit einem Ziel vor Augen, kann man alles erreichen!



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