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Sonntag, 23. März 2014

Gedanken




Gedanken bewegen.

Gedanken formen Worte.

Gedanken verändern die Welt.

Gedanken schenken uns Glücksgefühle.

Gedanken auf Papier verwehen, verbrennen oder überdauern Jahrhunderte.

Gedanken kreisen unauslöschbar in der Atmosphäre und warten darauf abgeholt zu werden.

Gedanken schleichen sich heimlich ein und rauben uns die Kraft.

Gedanken legen sich wie eine Spinne auf die Seele und saugen sie aus.

Ich nehme Deine Gedanken und schenke Dir dafür meine.




Donnerstag, 20. März 2014

Kurschatten



Weiber, Weiber … jede Menge gibt es hier!
Da, an der Ecke vor der Einfahrt müssen alle vorbeikommen, die nach dem Abendessen ausgehen wollen. Wir haben heute eine laue Spätsommernacht, ich denke, die Chancen stehen gut, hier einige von ihnen zu sehen. Zudem ist es außerhalb der Klinik erlaubt, mir eine Pfeife anzuzünden.
Einmal noch ein Abenteuer erleben! Möglicherweise ist es die letzte Gelegenheit so kurz vor der Rente , weg von Heim und Herd.
Nur alte Schachteln, dick und hässlich kommen immer gleich in schnatternden Gruppen daher. Soll heute wohl nichts werden...
Da kommt noch eine. Alleine. Die gefällt mir.


„Guten Abend, Entschuldigung, können sie mir sagen, was man hier abends unternehmen kann? Ich bin ganz neu hier. Wo gehen sie jetzt hin?“
„Ich mache nur einen kurzen Spaziergang. Hier gibt es nicht viel. Gegenüber ist eine urige Kneipe, aber die hat heute Ruhetag.“
„Darf ich sie bei ihrem Spaziergang begleiten?“

Er sieht ja ganz gut aus. Schlank, braungebrannt, die dunklen Haare mit grauen Strähnen durchzogen. In der lässigen Jeans-Jacke und der Pfeife im Mundwinkel hat er was von französischer Bohème.
Der einsame Abendspaziergang ist für mich zum Ritual geworden. Eigentlich möchte ich keine Begleitung.
Naja, schau mer mal, wie man hier in Bayern sagt.
Ein Jugo also, daher dieser Akzent und Arzt sei er in einer Klinik. So einen Halbgott in Weiß habe ich mir immer etwas beeindruckender vorgestellt und nicht als jemanden, der hinter Büschen lauert.

In einer Woche reist sie schon ab. Da bleibt wenig Zeit, ich muss also zügig vorgehen.

So, so, verheiratet ist er, hat eine Tochter und zwei Enkel, die er abgöttisch liebt, weshalb er Kindergedichte schreibt.
Na klar, seine Frau versteht ihn nicht! Ist mir doch egal. Muss er vor mir gleich sein ganzes Privatleben ausbreiten?
Nimm bloß die Pfoten weg! Das hat mir noch gefehlt!


In einer Kurklinik sind die Tage angefüllt mit Therapien und Anwendungen. Dabei trifft man immer wieder auf dieselben Leute, trotz der großen Anzahl an Patienten.
Der späte Nachmittag, der Abend und das Wochenende stehen zur freien Verfügung bis zum „Zapfenstreich“ um elf Uhr.

Egal, ob ich ins Café gehe, oder mich mit Anderen in der Kneipe zum Bier treffe, er ist immer dabei und übernimmt für mich, wie ein Mann von Welt, großzügig die Rechnung.
Lass es doch! Ich will das nicht. Das verpflichtet nur.
...und eine Geschichte vom Puff in Bochum will ich auch nicht hören! Lieber Himmel!


„Meine Frau hat meine EC-Karte gesperrt, weil ich ihrer Meinung nach zu viel Geld ausgebe. Zwanzig Euro pro Woche müssten reichen.“

Wie erbärmlich! Soll ich jetzt etwa Mitleid haben? Jede Ausrede wäre besser gewesen.
Meine Achtung ist auf ein Minimum geschrumpft.


Bei jeder Kommunikation werden Signale ausgesandt. Erfolgreich kann nur sein, wer spürt, ob das Gegenüber auf „Empfang“ oder „Keine Verbindung“ schaltet. Aber jeder nimmt nur wahr, was er tatsächlich sehen möchte und interessiert sich nicht für den Anderen. Sonst gäbe es weniger Missverständnisse.