Wie Hunde vor einem
Metzger-Laden, werden die Männer auf der Sitzgruppe abgelegt, wenn
sie samstags mit mehr oder weniger Begeisterung auf Shopping-Tour
dürfen.
Geduldig warten sie,
bis die Begleiterin ein Modell vorführt und sie um ihr Urteil
gefragt werden. Um die Prozedur abzukürzen, fällt es dann auch
meistens positiv aus.
Dauert es doch
länger, dösen sie vor sich hin, oder schlafen ein, mit
zurückgelegtem Kopf und offenem Mund.
Gutsituierte, ältere
Herren in Begleitung junger, attraktiver Damen sind dagegen sehr
bemüht, diese mit den exklusivsten Teilen auszustatten. Zuweilen
kommt diese Dame am nächsten Tag mit der Ware wieder und
tauscht sie gegen Bares um. - Auch eine Möglichkeit, um ein
Geldgeschenk stilvoll zu verpacken.
Jedem wird mit
Diskretion begegnet, und selbst unzufriedene Kunden werden mit
ausgesuchter Höflichkeit bedient.
Eine hysterische
Mittfünfzigerin möchte reklamieren. Ein Faden hat sich an ihrer
Armani-Jacke gelöst. Sie weiß nicht genau wo, und wozu er benötigt
wurde, aber sie hatte ihn plötzlich in der Hand.
Die Dame hat keine
Zeit und wünscht auch keine Diskussion, deshalb verlangt
sie,wenigstens den Abteilungsleiter, oder besser noch den
Geschäftsführer zu sprechen. Es stellt sich heraus, es war eine
Fixierung der Falten für den Transport, die versehentlich nicht
entfernt wurde.
Natürlich wird, um
sie zu beruhigen, der Heftfaden wieder eingenäht. - Es bleibt
abzuwarten, ob sie das teure Stück mit diesem Accessoire tragen
möchte.
Unkompliziert ist
die Kundin, die sich aus geschäftlichen Gründen gut kleiden muss.
Sie weiß, was sie möchte, und was zu ihr passt. Sie tritt dem
Personal respektvoll, und auf gleicher Augenhöhe gegenüber.
Es sind Frauen, die
gewohnt sind Menschen zu führen.
Ausgesprochen
hochnäsig dagegen gebärden sich verwöhnte Töchter, die mit Mutti
und Hundchen im Gucci-Täschchen auftauchen und sich so ausgestattet
schon als It-Girl fühlen. Bei der Daunenjacke im vierstelligen
Bereich ist sich die junge Dame dann auch nicht sicher, ob bei den
Mitschülerinnen der Verdacht aufkommen könnte, sie trage diese
Ski-Jacke nur, weil sie sonst nichts anzuziehen habe.
Die allermeisten
Mädchen können nur träumen, von der schillernden Welt der großen
Mode. Da stehen sie dann auch mit ihren nachgemachten Handtaschen in
einer nicht enden wollenden Schlange, um sich ein Buch eines noch
wenig bekannten Designers signieren zu lassen. Vielleicht sind sie an
dessen Inhalt nicht interessiert, aber sie träumen davon, kurzzeitig
in eine glamouröse Aura dieser Persönlichkeit einzutreten.
Oder die Eltern, die
mit ihrer Prinzessin über tausende von Kilometern angereist kommen,
ersehnen sich diesen Glanz. Damit ihr Marktwert steigt, wird ihr ein
neues Näschen verpasst, und zur Belohnung für die Strapaze,
erhält sie ein ausgefallenes Designer-Stück.
Überhaupt treffen
Kunden aus dem fernen Ausland ihre Wahl sehr zielgerichtet, sobald es
sich um ein bekanntes Label handelt. Aber kaum jemand verfügt über
alle Sprachkenntnisse, die der Markt heute verlangt, Gebärden
jedoch, werden international verstanden.
Leider wissen oft
diejenigen, die über die entsprechenden Mittel verfügen, trotz
entsprechender Beratung, nicht sich stilvoll zu kleiden und die Tüten
fristen ihr Dasein unausgepackt im Schrank. Dagegen bleibt es für
diejenigen oft unbezahlbar und unerreichbar, welche die
Kostbarkeiten zu schätzen wissen.
Bis ins hohe Alter
besteht der Wunsch in Schönheit zu baden, da bilden auch Gehhilfe,
Beatmungsgerät oder beginnende Demenz keinen Hinderungsgrund.
Die Schränke
quellen über für den Moment des Glücks, in dem die Karte durch den
Schlitz des Scanners gezogen wird.
Die Unsichtbaren,
die hinter den Kulissen, immer bemüht sind, alles ganz
selbstverständlich und edel aussehen zu lassen, leben von diesem
Glücksgefühl. Der Kreislauf des Geldes verhilft ihnen zu einem
Auskommen.
Keine Kommentare :
Kommentar veröffentlichen