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Freitag, 25. Oktober 2013

Scheinwelt









In den Tempeln des Luxus und der Schönheit trifft man oft einsame Seelen, die ihrer inneren Leere entfliehen. Für ein paar Stunden finden sie eine Heimat, wo ihnen eine Aufmerksamkeit zuteil wird, die sie sonst vielleicht nirgendwo empfangen. Dort erzählen sie ihre Geschichten von Kindern, Krankheit und Tod.
Diesen Damen wird individuell, mit Ausdauer und Höflichkeit die schönsten Dinge ausgesucht. Zeit spielt keine Rolle.
Bei Espresso und Prosecco vergehen die Stunden in einer exklusiven Atmosphäre, in der das Gefühl vermittelt wird, etwas Besonderes zu sein und sich abzuheben von der schnöden Welt draußen.
Vielleicht wird irgendwann eine Entscheidung getroffen, um ein Teil reservieren zu lassen, das dann doch nicht abgeholt wird, einfach weil man nur die Ablenkung genossen hat. Genutzt wird auch die Möglichkeit, etwas zu kaufen, um es am selben Abend wieder umzutauschen, sobald man feststellt, dass es den Kleiderschrank oder den finanziellen Rahmen sprengt.
So entflieht man für einen Tag der Einsamkeit.
Dieses Ritual birgt eine gewisse Gefahr der Sucht und sollte es durch unvorhersehbare Umstände einmal durchbrochen werden, kann es im schlimmsten Fall zu einem Nervenzusammenbruch führen.





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