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Mittwoch, 6. Januar 2016

LOVERBOY







Frauen, in Metropolen heute: Jung, gutaussehend gebildet, aufstrebend – Single.

Fünf dieser modernen Amazonen, alle Anfang dreißig treffen sich regelmäßig in einer deutschen Großstadt zu gemeinsamen Freizeit-Aktivitäten. Meistens jedoch an Orten, die von etwa Gleichaltrigen des anderen Geschlechts frequentiert werden.
Single ist man nicht freiwillig, doch man verliert sich gegenseitig in einem unüberschaubaren Angebot und redet sich irgendwann resigniert ein, zufrieden in diesem Status zu verharren, bevor wieder eine Enttäuschung wegzustecken ist.

Reisen unternimmt man entweder mit einer der Freundinnen oder, nimmt ein Angebot für alleinstehende Frauen wahr.
So stürzt sich auch Sarah in ein Abenteuer und fliegt ohne Begleitung in die Karibik.

Drei Wochen später, wieder zu Hause schwärmt sie von ihrem Urlaub in den höchsten Tönen. Mit ihren lichtblonden Haaren seien ihr die einheimischen Männer scharenweise zu Füßen gelegen und sie habe sich in eines dieser exotischen Exemplare schwer verliebt.
Schon bald möchte sie ihn in seiner Heimat wiedersehen, weil ihm eine Ausreise verwehrt ist und macht sich sogar Gedanken über eine gemeinsame Zukunft. Die anderen Frauen reagieren ziemlich irritiert über Sarahs Pläne und sind schlicht entsetzt, als sie ein paar Wochen später glücklich verkündet, sie sei schwanger.

Eine alleinerziehende Mutter, dazu noch mit einem schwarzen Baby – unmöglich. Man rät ihr allgemein zu einem Abbruch.
Für Sarah keine Option – im Gegenteil Jeremy, der Vater des Kindes darf nun nach Deutschland einreisen und dem gemeinsamen Glück scheint nichts mehr im Wege zu stehen.
Nach und nach kommen zweifelhafte Tatsachen ans Licht. Jeremy hat in seiner Heimat Frau und Kind und was keiner auszusprechen wagt, seinen Unterhalt hat er möglicherweise durch liebeshungrige Touristinnen verdient.
Sextourismus war früher nur ein Thema, mit dem man Männer in Verbindung gebracht hat, laut Statistik aber mittlerweile von ebenso vielen Frauen wahrgenommen wird.

Jeremy kommt nach Deutschland, wo das Geld, wie er denkt auf der Straße liegt und nur darauf wartet aufgesammelt zu werden.
Sarahs Freundeskreis weigert sich, Jeremy willkommen zu heißen, da sie in ihm nur einen Schmarotzer sehen und tatsächlich lässt er Sarah trotz Schwangerschaft für sich arbeiten, bewegt sich nicht aus der Wohnung und mäkelt den ganzen Tag über die ungewohnte Kälte, auch die der Menschen, weil er ihre Sprache nicht spricht.
Außer einer distanzieren sich die anderen Freundinnen von ihr und vebannen sie aus ihrem Kreis, weil sie einer intelligenten Frau diese Kurzsichtigkeit nicht zugetraut hätten.
Die Verbindung hält dem Alltag nicht stand und Jeremy fliegt zurück.

Ein paar Monate später bringt Sarah ein süßes Mädchen zur Welt mit einer Haut wie Milchkaffee. Jeder zeigt sich erleichtert, dass es hauptsächlich die Gene der Mutter geerbt hat und nicht die tiefschwarze Hautfarbe des Vaters.
Alle sind glücklich, auch die Freundinnen können sich nun mit ihr freuen.
Jeremy kommt zurück, um wenigstens für einige Zeit seine Vaterpflichten zu erfüllen, aber eine Akzeptanz erfährt er nach wie vor nicht.


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