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Freitag, 29. August 2014

Carpe diem !





„Guten Morgen, Signora! Einen Cappuccino?“
„Ja, bitte. Ich setze mich heute nach draußen.“
„Subito!“

Am Eingang steht ein Tisch mit aktuellen Tageszeitungen. Ich nehme mir davon die „Stuttgarter Nachrichten“ und setze mich an einen der Tische vor der Bar. Alles wirkt hell und frisch. Die weißen Schirme und die ebenfalls weißen Decken auf den Sesseln, sind mit dem Emblem einer Zigarettenmarke bedruckt.
Morgens, kurz nach neun Uhr sind nur sehr wenige Plätze besetzt. Traditionsgemäß nimmt man in einer italienischen Bar den morgendlichen Espresso auch nur kurz im Stehen ein.
Zu den wenigen Stammgästen um diese Zeit, gehören außer mir noch ein älteres Ehepaar und ein Zigarillo rauchender, grauhaariger Herr mit hellblauen Mokassins an den Füßen.

Man sitzt hier etwas abseits der stark frequentierten Einkaufsmeile und trifft dort weder die 'Beautiful People', denen es vor allem darum geht gesehen zu werden, noch ein Personal, das morgens schon müde und gestresst wirkt und mich womöglich übersieht.
Statt dessen werde ich mit der Anrede 'Signora' empfangen, was mich eine gewisse Wertschätzung erkennen lässt und mir das Gefühl verleiht, ein besonderer Gast zu sein. Hier bin ich willkommen und genieße die italienische Atmosphäre mitten in der deutschen Großstadt.
Der Cappuccino, der mir gleich serviert wird, hat eine Haube aus dickem, festen Milchschaum unter dem sich ein Kaffee verbirgt, der tatsächlich die Lebensgeister weckt.

Durch den Halb-Stundentakt der S-Bahn bin ich etwas zu früh, zum Beginn meines Arbeitstages. Fünfzehn Minuten gönne ich mir deshalb für ein wenig Urlaubsgefühl.
Es reicht gerade, um einen Cappuccino zu trinken und in meiner Zeitung das Feuilleton oder einen kurzen Kommentar zu überfliegen, bevor ich mich erholt und motiviert aufmache, um den Menschen , die mir an diesem Tag begegnen die gleiche Wertschätzung entgegenzubringen, wie das freundliche Personal in meiner italienischen Cafe´-Bar.



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