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Sonntag, 5. Januar 2014

Die guten Tage




Nichts ist schwerer zu ertragen, als eine Reihe von guten Tagen, erkannte schon Goethe.







An solch "guten" Tagen erwartet jeder von sich und seinen Nächsten ein zu hohes Maß an Perfektion. In übermäßiger Anstrengung wir nach der heilen Welt gesucht.
Alte Beziehungen reiben sich an der ungewohnten Nähe. Neue Beziehungen werden einer Prüfung unterzogen. Sie sind noch zerbrechlich, weil jeder, der beiden Partner auf der Suche nach dem absoluten Glück mit seiner Unsicherheit und der Angst vor einem Scheitern kämpft.
Großmütter erhoffen sich mit Geschenken Aufmerksamkeit eintauschen zu können. Doch in einer Kultur des Nehmens nimmt sich kaum jemand die Zeit zuzuhören.
Die Oma ist doch selbst schuld, wenn sich keiner um sie kümmert, sie hätte doch die Möglichkeit sich einem Seniorenkreis anzuschließen, oder der über 90jährigen Nachbarin, die obwohl sie Kinder und Enkel hat, die Feiertage auch alleine verbringt.

Im Internet existiert sie noch, die scheinbar heile Welt. Hier steht ein unüberschaubar großer Personenkreis zur Verfügung, dort bleibt keiner allein.
Die guten Wünsche, die ins Universum hinausgehen, treffen garantiert auf eine ebenso einsame Seele, die sich angesprochen fühlt, mit dem Empfinden, jemand habe an sie gedacht.
In dem riesigen Angebot von Kontakt-Möglichkeiten entstehen flüchtige Begegnungen, ohne Verpflichtung – Wegwerf-Bekanntschaften ohne bleibenden Wert.


Beim Beginn eines neuen Jahres bleibt die Hoffnung, alles werde gut.




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